Die richtige Hundeschule

Dass ich mit Sandy eine Hundeschule besuchen würden, war von Anfang an klar. Leider muss ich zugeben, dass ich anfangs viel zu wenig über Hundeerziehung wusste, und so war unsere erste Hundeschule ein Griff ins Klo.

Kasernenton, Gewalteinwirkung (wenn auch keine Schläge - da wäre ich sofort gegangen), ständiges Leinenrucken und der Kommentar "Sie sind viel zu lasch, so wird das nie was!" lassen mir heute im Nachhinein die Haare zu Berge stehen.

Wir absolvierten dort mit mäßigem Erfolg den Grundgehorsamskurs, aber das eigentliche Problem war noch lange nicht gelöst.

Die zweite Hundeschule war besser; immerhin konnte ich hier mit ihr üben, ohne Theater an anderen Hunden vorbeizugehen und ein paar Agility-Grundübungen machen. Leider war es aber im Endeffekt so, dass Sandy sich in der Hundeschule im Großen und Ganzen artig verhielt (zumal sie die Hunde ja auch kannte), zu Hause bei Spaziergängen aber nach wie vor ein kleines Monster an der Leine blieb. Im Endeffekt war diese Hundeschule eine unterhaltsame Freizeitbeschäftigung, aber nicht viel mehr.

Man kann mir nicht nachsagen, ich hätte schnell aufgegeben, also startete ich einen dritten Versuch: Diesmal war es ein Schäferhundeverein, der eine gemischte Gruppe zum Grundgehorsam anbot. Das zentrale Thema war Leinenführigkeit, um genau zu sein: Strammes "bei Fuß", idealerweise mit ständigem Augenkontakt zwischen Hund und Herrchen/Frauchen. Ich kann euch sagen, dass ist nichts für Leute wie mich, die gern mal über die eigenen Füße stolpern, sobald der Boden etwas uneben ist. Und wie bringe ich den Hund dazu, mich ständig anzuschauen? Des Rätsels Lösung war Fleischwurst. Die ich zwischen die Lippen nehmen sollte. Mit einigen Jahren Abstand nun könnte ich mich darüber totlachen. Mal abgesehen davon, dass es nach einer Weile ziemlich unappetitlich wird, nämlich wenn dein Hund dich schon komplett angesabbert hat und du mit Sabberhänden die Fleischwurstbröcken aus der Tüte holen sollst ... brrrr ... Darüber hinaus ist die Methode für Vegetarier und Veganer eine Zumutung. Aber in der Hauptsache: Mal ernsthaft – der Hund schaut nicht mich an. Sondern die Fleischwurst. Und wenn ich sie dann zu Belohnungszwecken gelegentlich fallenlassen - d. h. ausspucken - soll, kann es nicht nur vorkommen, dass ich gleichzeitig versehentlich meinen Hund ansabbere (ausgleichende Gerechtigkeit?), sondern Hundi den Moment verpasst, die Fleischwurst nicht fängt und daher abrupt stehen bleibt, um sie zu suchen. Und damit ist dann sämtliche "Bei-Fuß-Eleganz" dahin.

Einen für viele, viele Jahre letzten Versuch startete ich bei einem zweiten Schäferhundeverein. Nachdem man mich dort eine dreiviertel Stunde warten ließ, weil man erst mal das Bier austrinken musste, wurden Sandy und ich fünf Minuten begutachtet. Fazit: "Also DEEEEEEN kriegen Sie ohne Stachelhalsband nicht hin." Damit war das Thema für mich erledigt.

Sandy: bellender Hund

Schulschwänzer: Jahre ohne Hundeschule

Die Jahre zogen ins Land, und mit Sandy klappte alles ganz gut.

Dann kam Kari. Ich glaube, bei ihm habe ich gar nicht in Erwägung gezogen, die Hundeschule zu besuchen. Er sollte sich erst mal in Ruhe einleben und Vertrauen fassen. Er mauserte sich so schnell zu einem braven und folgsamen Hund, dass ich keine Notwendigkeit sah, mit ihm in die Hundeschule zu gehen. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass ihm etwas fehlte. Er war ein Hund, der zufrieden ist mit Liebe, Auslauf, Futter und einem warmen Bettchen. Er hatte auch ein paar Tricks gelernt, aber er war kein Eiferer wie Sandy. Wenn er etwas nicht begriff, verlor er schnell die Lust und ging. Und dann war er auch nicht mehr dazu zu motivieren, es noch einmal zu versuchen. Ich finde das überhaupt nicht schlimm.

Auch mit Sookie ging es ohne Hundeschule weiter. Erst mit Thanu kam ich wieder auf die Idee, es noch einmal zu versuchen - und diesmal war alles anders.

 

Kari, Sandy und ich bei der Hunderunde

Hundeschule 2.0 - wir bei den "Bunten Hunden"

Thanu war in den ersten Monaten völlig unkompliziert und mit allem und jedem verträglich. Dann fing er auf einmal an, mit anderen Rüden herumzustänkern. Offenbar hatte er ein gewisses Selbstvertrauen entwickelt und wollte mal auschecken, wie das mit anderen Rüden so ist. Manchmal scheint es ihm um bloßes Stänkern zu gehen, bei anderen Gelegenheit hatte ich den Eindruck: "Ich greif lieber zuerst an, bevor du es tust!" Wie so oft bei Rüden ist es auch bei ihm viel heiße Luft und lautes Getöse um nichts und innerhalb weniger Augenblicke wieder vorbei. Aber dennoch möchte ich das natürlich nicht, und ich dachte mir, dass ich lieber etwas unternehme, bevor es aus dem Ruder läuft.

Und so war eine meiner ersten Maßnahmen, uns noch einmal die Hundeschule anzuschauen, die mir damals bei Sandy zum Stachelhalsband geraten hatte. Nicht, weil ich diese Idee plötzlich cool fand, sondern weil die biertrinkenden alten Schäferhundherren verschwunden waren. Dort wehte nun ein neuer Wind: Schon der Name "Bunte Hunde" erschien mir vielversprechend.

Auch wenn die ersten zwei Übungsstunden für mich etwas unangenehm waren, wusste ich: Hier sind wir richtig. Warum unangenehm? Naja, wenn man über zehn Jahre lang sein eigenes Ding gemacht und geglaubt hat, dass man genug kann und weiß, ist es erst mal gewöhnungsbedürftig, sich wieder etwas sagen lassen zu müssen. :) Aber so ist es nun mal: In der Hundeschule lernt zuerst der Mensch. Und etwas professionelles Feedback ist immer gut, fordert einen heraus und ermöglicht erst eine Weiterentwicklung.

Mittlerweile ist es so, dass ich mit allen unseren Hunden zur Hundeschule gehe. Thanu ist eher der Typ für Unterordnung. Sookie zeigt sich talentiert beim Agility (im Gegensatz zu mir). Sandy war einfach immer dabei, wenn es möglich war, und machte das, was sie konnte und wollte. Sie musste nichts mehr lernen, aber ein paar neue Eindrücke und Herausforderungen sind auch für einen alten Hund gut! Auch mit weit über fünfzehn war sie mit Feuereifer dabei, wenn es darum ging, durch den Agi-Tunnel und auf verschiedenen Untergründen zu laufen oder die Tonne zu umkreisen.

Neri als Neuling war in den ersten Monaten einfach mit dabei und guckte zu. Sie profitierte von den freien Spielminuten vor und nach den Stunden, wenn die Hunde miteinander rennen und herumtoben dürfen. Dann kam der zweite, lange Corona-Lockdown. Ende Mai 2021 ging es endlich weiter in der Hundeschule, und nun, nach fast einem Jahr bei uns, darf auch Neri "richtig" mitmachen und besucht die Basis-Unterordnung. Anfangs hielt sie nur zehn Minuten durch, bevor sie geistig am Ende war. Mittlerweile sieht man, wie sehr sie sich bemüht und dass sie Lust hat, mit mir zu arbeiten. Wenn sie aber keine Lust mehr hat, bleibt sie einfach auf ihrem Plüschpopo sitzen und ist nur mit sehr viel gutem Zureden und noch mehr guten Leckerchen dazu zu bewegen, wieder aufzustehen.

Die Hundeschule stärkt die Bindung noch einmal mehr. Wir werden alle herausgefordert und nehmen immer wieder schöne Anregungen für Zuhause mit, so dass wir auch bei richtigem Mistwetter oder an Hitzetagen nicht nur blöd rumliegen (naja, die Hunde liegen, ich arbeite), sondern auch zwischendurch mal ein paar Übungen machen können, die die grauen Zellen frisch halten.

zwei spielende Hunde: Coco und Sandy

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